Zustandsberichte neu gedacht

Wer regelmässig Kunst erwirbt, weiss: Wer das Original vor Ort nicht begutachten kann, benötigt meist einen Zustandsbericht, der für Kauf, Nicht-Kauf aber auch die Höhe des Preises oft entscheidend ist. Genauso liefern diese Angaben im Schadensfall oder bei grossen Ausstellungen wichtige Informationen. Gerade bei wertvollen Werken, kann so ein Dokument schon einmal sehr aufwendig sein.

Neue Lösungen

Articheck, das Startup mit dem Sitz in London, hat jetzt eine App geschaffen, die diese Arbeit stark vereinfachen soll. Die Gründerin, Annika Erikson, weiss wovon sie spricht, war sie doch selbst lange Papierrestauratorin in der der Tate Gallery in London. In einer Reihe von Umfragen bei Restauratoren aus anderen Fachgebieten, ermittelte sie mit ihrem Team, welche Funktionen und Lösungen benötigt werden.

Wie soll das gehen?

Die App bietet ein System in dem man die Details der Begutachtung mit einer nahezu unbegenzten Anzahl von Fotos speisen und gegenüber der gemachten Abbildung kommentieren kann. Man wählt dann das entsprechenden Icon aus, um die entsprechenden Schäden oder Spuren auf dem Objekt im Bericht zu vermerken. Interessant finde ich das Spracherkennenungssystem, dass die gesprochenen Worte in geschriebenen Text umwandelt und die Tipparbeit dabei ersparen soll. Wobei, tippen kann man natürlich noch immer. Auf meine Frage hin, für welche Sprachen diese App erhältlich ist, meint Nicole Vacherot von Articheck:

“We only have an English version now, but are currently working on French, Spanish, German, Portuguese and Chinese translations that we hope with be launched at incremental times through the year with more languages to follow in 2016 and beyond.”

Wie das geht, können Sie sich im kurzen Introfilm des Startups ansehen: (Quelle: Articheck)

Der Nutzen

Liegt auf der Hand: Man spart viel Zeit. Nicht nur, weil Begutachtung und Zustandsbericht verfassen quasi ein Arbeitsschritt ist, sondern auch weil der Zustandsbericht mit den Detailfotos gespeichert und immer wieder ergänzt werden kann, ohne dass man ihn neu schreiben muss. Man hat ihn immer digital bei sich, wenn man ihn benötigt. Durch die beigefügten Fotos zusammen mit den Icons ist auch besser ersichtlich was gemeint ist. Die verfasste Dokumentation kann mit eigenem Logo auch per PDF weiterverschickt werden.

Eine App für Alle?

Wenn man einen Dienst zukauft, muss er sich auch lohnen. Für Museen oder hochwertige Kunstwerke, die vor allem vor Ort bleiben, macht das Tool sicherlich Sinn. Wie steht es aber zum Beispiel mit dem “kleinen Sammler” oder den zahllosen Kunstwerken, in jedem Preissegment, die Durchlaufposten in den Auktionen sind? Gerade bei den grossen Mengen an Objekten, muss man auch an die kleinen Beträge denken, die Kosten verursachen. Anderseits: Die Erstellung der Texte der Zustandsberichte vor den Auktionen benötigen zwar nicht soviel Zeit, aber wenn der potentielle Käufer z.B. “kleiner Riss links oben” nicht nur liest sondern auch im Foto sieht, weiss er was er von diesem zu halten hat. Das kann seine Kaufentscheidung erleicherten. Für wen ist die App jetzt gedacht? Nicole Vermont beantwortet mir die Frage so:

“As for pricing, we are currently working with a subscription model that is based on the # of reports and individual or a large organization creates per month/year. We are able to accommodate all levels of needs – to the individual conservator to large art institutes and everything in between.”

Kosten?

Für den Empfänger ist der Vorteil nachvollziehbar. Er bekommt einen klar strukturierten und vor allem bebilderten Bericht. Für den Anwender steht und fällt alles mit den Kosten. An dieser Stelle geben sich die Gründer auf der Seite ein wenig kryptisch. Die Idee ist neu und die App, die 2013 in die Betaphase ging, noch jung. Ich denke, dass da auch noch nicht alle Möglichkeiten des Bedarfs ausgelotet sind. Man kann jedoch mit den Gründern Kontakt aufnehmen und sich beraten lassen. Den Service gibt es im Abonnenement, dessen Preis nach Häufigkeit der Zustandsberichte gestaffelt wird. Ein Monat ist zum Ausprobieren ist gratis, für Studenten und frisch gebackene Akademiker ebenfalls.

Und wenn man kündigt?

Die im Rahmen des Abonnements erstellten Zustandsberichte sind geistiges Eigentum. Auf diese hat man auch dann Zugriff, wenn man diesen Service wieder kündigt.

Wie kann man den Dienst beziehen?

Derzeit kann man die App nur über iphone oder ipad beziehen. Dennoch: eine Erweiterung ist auch da geplant und die App soll es dann auch in Android Versionen geben. Ein Webportal ist ebenfalls in Planung.

Fazit:

Diese Idee macht Sinn, da sie aus der Praxis heraus geboren wurde und die Gründer wissen, worauf es ankommt. Ob nun das Tool tatsächliche “für alle” oder nur für bestimmte Segmente von Nutzen sein wird, wird sich zeigen. Die App ist ja bereits erfolgreich in Betrieb aber braucht sicherlich noch Zeit um einzelne Entwicklungschritte zu setzen, sei es nur, dass sie für jede Technologie anwendbar ist. Aber Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.

Genaueres erfahren Sie auf der Seite von Articheck.

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