Welches Gemälde würden Sie lieber kaufen? Eine reiche Kinderschar oder das Portrait eines älteren Herren? Ich nehme an, eher Ersteres, es sei denn, Sie kennen den Portraitierten, oder er ist eine bekannte Persönlichkeit. Neben Künstler, Zustand, oder Provenienz kann die Darstellung für die Bewertung eine Gemäldes entscheidend sein. Georgina Adams hat in ihrem sehr lesenswerten Artikel “Why some pictures go for more than others” in The Art Newspaper ein kleines Ranking erstellt, dass ich auch aus eigener Erfahrung kenne. Sieben der genannten Punkte, mit dem einen oder anderen eigenen Kommentar, möchte ich hier anführen:
1) Kinder und schöne Frauen (wen wunderts). Aber bitte keine Witwen und kranke Kinder.
2) Portraits: je berühmter der Portraitierte desto besser. Uniformierte Herren verkaufen sich besser wie Herren in Zivil. Der Portraitierte sollte jedoch möglichst bei guter Laune sein. Weibliche Akte gehen naturgemäss deutlich besser wie Männliche. Letztere sind eher schwer verkäuflich und tauchen meist als Akademiestudien auf dem Markt auf.
3) Topographie: Je bekannter und beliebter der Ort, desto höher der Preis. So auch meine Beobachtung: Die Preisunterschiede zwischen zwei Gemälden vom gleichen Künstler können erheblich sein sein. Venedig, Rom, Paris und London gehören zu den beliebtesten Städten. Gerne hängt man sich allerdings auch Bilder von der Amalfi Küste auf (Das italienische Licht…) oder Istanbul und der Bosporus sind fast immer gefragt. Ob Stadt, Dorf, Landschaft oder Region: Es ist immer gut, wenn man den Namen des Ortes kennt: Dann man hat allenfalls noch die Chance lokale Interessenten zu finden. Topgraphisch nicht eindeutig benennbare Landschaften sind beim Romatiker Caspar David Friedrich (1774-1840), der sie als Spiegel der Seele sieht, wiederum gar kein Problem. (Sehr selten und sehr gesucht)
4) Märtyer, Tod, Massaker stehen ganz unten in der Hitliste, es sei denn man kommt aus Italien oder Spanien. Genau diese schwer verdaulichen Themen, Tod, Krankheit und Melancholie haben im Werk von Edvard Munch, einen besonderen Stellenwert, die auch den Erfolg seiner Arbeiten heute ausmachen.
5) Kein Wunder, dass sich die Gemälde Henriette Ronner-Knipp (1821-1909), eine der bekanntesten Katzenmalerinnen nach wie vor sehr gut verkaufen: Süsse Tiere mit Knuddelfaktor gehen fast immer. Aber lieber reinrassige Tiere wie Mischlinge. Pferde immer gerne, wenn es eines ist mit Persönlichkeit und Stammbaum ist um so besser. “Höfliche” Tiere werden ebenfalls bevorzugt: z.B. Schafe verkaufen sich besser, wenn sie den Betrachter ansehen und ihm nicht den Rücken zukehren.
6) Die Farbe machts: Lieber bunt wie monochrom oder gar schwarz weiss. Dass sich Gemälde mit etwas Rot besser verkaufen, habe ich bereits in einem vorangegangenen Post besprochen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Es sei denn man erwartet von dem Künstler eher Monochromes, wie bei Albin Egger-Lienz(1868-1926).
7) Es kommt auf die Grösse an: Abgesehen von der steigenden Nachfrage nach grossformatigen zeitgenössischen Werken (Gut für Lofts oder Penthäuser) stellt sich ein Käufer durchaus die Frage, ob ein Gemälde übers Sofa oder den Kamin passt. Im Verhältnis sind Gemälde mit einem grösseren Format (nach meiner Erfahrung so ab 1,20/1,30m Breite oder Höhe) günstiger zu bekommen, wie Kleinere.
Ah, ja, Sie wollen ja vermutlich noch wissen, weshalb die Briten keine Gemälde mit Pfauen mögen: Sie sollen Unglück bringen. Aber immerhin: Die National Gallery in London hat bei der wunderbare Darstellung von Carlo Crivelli (1430/35-1500), einer Verkündigung an Maria, von 1486, mit einem Pfau, wohl ein Auge zugedrückt. Wie gesagt: Meisterwerke haben ihre eigenen Gesetze und Ausnahmen bestätigen die Regel.
Und sonst kommt es immernoch auf den Künstler, der Provenienz und den Zustand an…
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