So die Ergebnisse einer Studie des englischen Kunstversicherers Hiscox. Rund ein Viertel der befragten Sammler gaben an, bereits über 50 000 GBP pro Kunstwerk ausgegeben zu haben. In dieser Statistik sind sowohl diverse Online Plattformen, Online Auktionshäuser aber auch Jpeg Fotos enthalten. Der Hauptanteil der Verkäufe waren Gemälde, gefolgt von Graphik und Photographie.
Der Leiter der Kunstabteilung, Robert Read, erklärt: “This research distils the views of collectors, galleries and the greater art community and it tells us that trading online is now an established and accepted way to buy and sell art. Increasing accessibility can only be a good thing, and we are seeing new players coming into the market from a range of territories, at all ages and price points, which is an exciting – if somewhat unexpected – development.”
Damit hätte der Kunstmarkt das Potential in den kommenden Jahren vollkommen anders auszusehen und es können sich neue innovative Chancen aus dieser Entwicklung ergeben. Dennoch: für viele stellt der Online-Kunstmarkt immer noch eine Hemmschwelle im Zusammenhang mit Echtheit, Provenienz und vor allem dem Ruf des Händlers dar. Das spiegeln auch die Ergebnisse der Studie wieder:
Das sind die wesentlichen Punkte, auf die ein Käufer achtet:
- Für 92% der Käufer ist der erste optische Eindruck und die Information auf der Seite wesentlich, um Kunst online und ohne das Original gesehen zu haben, zu kaufen.
- 86% sagen, dass die Reputation eine der wichtigsten Aspekte für Kunstkäufer ist. Dabei haben die etablierten, traditionellen Galerien und Auktionshäuser, die sich schon offline einen guten Ruf aufgebaut haben, einen entscheidenden Vorteil gegenüber von so manchen „online-only Player“, besonders dann, wenn es um Zahlung, Versand und Versicherung geht.
- 71% legten auf ein sicheres Zahlungssystem wert, für 72% waren die Fragen rund um Transport und Versicherung entscheidend.
- 63% meinten, sie kaufen eher, wenn sie ein Rückgaberecht haben. Ein Rückgaberecht bei nicht gefallen war bis dato nicht üblich und nur in der Regel auf Kulanz des Verkäufers möglich.
- 64% gaben an, dass eine unabhängige Meinung und Recherche zum Thema ihnen Sicherheit beim Kauf gaben.
Die Zahlen fand ich interessant zu lesen, sie entsprechen auch meinen Beobachtungen. Natürlich bietet die virtuelle Welt immer wieder neue Vermarktungs- und Vernetzungsmöglichkeiten. Aber die Zahlen zeigen auch, dass man die Dinge differenziert sehen muss. Die Journalistin Kathryn Tully erwähnt in ihrem Artikel “Would you buy art online” , dass von den über 300 Kunstplattformen die in den letzten Jahren gegründet wurden, viele auch schnell wieder verschwunden sind. Die meisten dieser Plattformen müssen, um sich erst einmal einen Namen zu machen (und damit auch Vertrauen aufbauen), lange im Niedrigpreissegment arbeiten, um überhaupt überleben zu können.
Die Höhe der eingangs erwähnten 50 000 GBP relativieren sich, wenn man bedenkt, wo diese Summen ausgegeben werden: In Auktionen oder im Kunsthandel, wo das Werk (theoretisch) im Original besichtigt werden kann. Tauchen Fragen auf, haben potentielle Interessenten die Möglichkeit, mit den zuständigen Experten zu sprechen. Kauft man “elektronisch” lohnt sich wenigstens ein erfahrener Blick auf das Foto. Denn es ist so wie im richtigen Leben: So manch ein begnadeter Fotograf lässt das Abbild eines Kunstwerkes schöner aussehen wie das Original. Je älter das Werk, desto genauer muss man nachfragen: Grundsätzlich empfehle ich immer die Anforderung eines Zustandsberichts, das erspart so manche unangenehme Überraschung nach dem Kauf. Bei wirklich hochpreisigen Objekten bin ich sehr altmodisch: Ein Original sagt mehr wie viele Bilder – oder Sie kennen den Verkäufer und haben mit ihm bereits gute Erfahrungen gemacht.
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