“Der Grund, weshalb ein Kunstwerk einen hohen Preis erzielt, ist oft alarmierend simpel”, sagt Philip Hook, senior specialist im Impressionist and Modern Art department bei Sotheby’s in einem Interview in der Times. Und er meint weiter: “Artistic genius and masterful brushwork are very well, but for a painting to fetch the highest prices it needs to have splash of red, or, at the very least, some blue”.
Ob man Rot mag oder nicht, diese Farbe lässt einen nur selten gleichgültig. Aber warum ist das so? Eine mögliche Erklärung bietet Thomas Seilnacht auf seiner Seite www.seilnacht.com, wo er die Farbe Rot ausführlich behandelt. Er schreibt unter anderem: Dass “Rot wahrscheinlich die erste Farbe war, die ein Mensch wahrnehmen konnte…Rot gilt als Farbe des Feuers oder des Blutes.” Rot schützte vor Krankheiten, Dämonen und bösen Einflüssen. Dem roten Ocker schrieb man lebenserhaltende Kräfte zu…” 1)
Es ist die Farbe der starken Emotionen, allen voran der Liebe.
In Jean-Honoré Fragonards Gemälde “Le verrou” (Der Riegel), sorgt der junge Mann dafür, dass das Paar während der Liebesnacht ungestört bleibt. Mehr noch als die aufgewühlte Bettdecke kündigt der rote Vorhang, der gut 30% des Bildes einnimmt, das bevorstehende Ereignis an. Der “Apfel danach”, liegt an der Seite bereit.
Im 1888 entstandenen”Jakobs Kampf mit dem Engel” von Paul Gauguin geht es weniger um das Abmalen einer realen Szene als um das Schildern eines inneren Ereignisses, das innere Bild der meditierenden Nonnen.2) Der rote Grund gibt dem Kampf die nötige Dramatik.
Emotion und Lebensfreude
Für den Expressionisten Emil Nolde waren Farben so etwas wie lebensnotwendig. Nicht umsonst heisst die gerade begonnene Ausstellung im Museum Frieder Burda in Baden Baden, “Emil Nolde – Die Pracht der Farben“. Und der gewählte Titel der Ausstellung der Stiftung Moritzburg in Halle“Emil Nolde, Farben heiss und heilig” , die noch bis Ende Juli geht, spricht für sich. In seiner Autobiografie, “Jahre der Kämpfe” schreibt der Künstler: “Farben, das Material des Malers: Farben in ihrem Eigenleben, weinend und lachend, Traum und Glück, heiss und heilig wie Liebeslieder und Erotik, wie Gesänge und herrliche Choräle”. 3) Bei allem farblichen Überschwang sind es die Arbeiten mit einem hohen Rotanteil, wie Der Rote Mohn von 1942 oder die Tropensonne von 1914 die von Sammlern besonders gesucht werden. Für diese Werke wird am meisten gezahlt.
Wen wundert’s? Gilt doch Rot als Farbe des Lebens.
Quellen:
1)Quelle: www.Seilnacht.com
2)Mehr zum Gemälde in: Prof. Dr. Dario Gamboni “Die Vision einer Vision” Paul Gauguins Vision der Predigt in neuem Licht, NZZ, 22. April 2006
3) Katja Schneider, Einführung, in: Ausstellungskatalog Emil Nolde, Farben heiss und heilig, Stiftung Moritzburg, S.13. und Emil Nolde, Jahre der Kämpfe 1902-14, Köln 1967, S. 200.
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