Neben Büchern, CD’s, Rasenmähern…etc. auch noch Kunst? Vor meinem geistigen Auge baute sich eine Gemischtwarenhandlung auf, als ich den Artikel zum Thema Ende Juni in The Art Newspaper las. Für den Online-Riesen ist das Projekt sehr konkret: Er hat bereits zahlreiche Galerien in den USA angefragt. Die Resonanz war bisher eher durchwachsen: Einige Galerien haben zugesagt, andere warten ab, wie sich das Ganze entwickelt, für viele es kommt es gar nicht in Frage. Ist an der Idee etwas dran?
Was auf den ersten Blick seltsam klingt…
Ist gar nicht so abwegig. Kunst wird ja zunehmend online gekauft, wie ich bereits im Mai in einen Beitrag zur Studie der Hiscox Versicherung berichtet habe. Amazon hat sich als Marke etabliert und verfügt über die technische Infrastruktur, die für dieses Projekt nicht neu erfunden werden muss. Die Plattform bietet den Rahmen. Der Galerist ist der Ansprechpartner. Das beruhigt. Der Sammler hätte eine weitere Kunstplattform zu Verfügung, die ihm im Grunde bereits vertraut ist.
Vielleicht eine Chance?
Vom Image einmal abgesehen, dürfte es für viele Händler ein Abwägen von Kosten und Nutzen sein. Wenn der Händler schlimmstenfalls nichts verkauft, zahlt er maximal den – derzeit noch (geplant bis 2015) – sehr moderaten Mitgliedsbeitrag von 100 $ pro Monat und hat trotzdem eine sehr grosse Reichweite. Das ist bei weitem günstiger wie ein erfolgloser Messeauftritt von einigen Tagen.
Vieles scheint noch unklar
Bei einem erfolgreichen Verkauf über Amazon muss der Händler jedoch zusätzlich eine Kommission zahlen. Da sind die Informationen unterschiedlich: Während The Art Newspaper von noch recht moderaten 5-15% je nach verkauften Kunstwerk spricht, nennt The Los Angeles Times bereits 5-20% , eine Provision, die einem Auktionsverkauf sehr nahe kommt. Nicht ganz eindeutig ist auch das geplante Angebot: Ob “Low End” oder High End” oder beides, da scheiden sich laut New York Times noch die Geister, von beidem wird berichtet. Der Start soll jetzt noch im Sommer stattfinden, wobei wir jetzt bereits im Juli sind und Amazon sich noch bedeckt hält.
Kunst ist nicht gleich Poster oder CD
Die Herausforderung von Amazon wird weniger das ungewohnte Terrain sein als die Tatsache, dass die Plattform bei weitem nicht die Erste, die Letzte und die Einzige ist, die Kunst anbietet (oder nach derzeitigem Stand: anbieten möchte). Ist das Projekt erfolgreich, wird sich der Kuchen noch ein wenig verteilen. Ein Selbstläufer wird es wohl kaum. Viel hängt von der Umsetzung und dem Marktsegment ab, das angestrebt wird. Für den Anfang hat Amazon einige zeigenössische US-Galerien eingeladen, an dem Projekt mitzuwirken. Wie der potentielle Sammler dieses neue Angebot animmt und ob dieses zeitgenössisch bleibt, wird sich zeigen. Auch wenn der Journalist Robert Frank von cnbc meint: “Buying a Picasso on Amazon – not so crazy anymore”, wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis das passiert.
Oder würden Sie Kunst bei Amazon kaufen?
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