Die TEFAF in Maastricht, eine der weltgrössten Messen für Kunst und Antiquitäten, veranstaltete anlässlich ihres Silberjubiläums zum Messeauftakt am 16. März 2012 ein Symposium zur Frage: Collection for Love or for Money?
Risiko Kunstmarkt
Die Vortragenden sind sich einig, dass das Risiko, in Kunst zu investieren im Gegensatz zu anderen Investitionsmöglichkeiten nach wie vor stark unterschätzt wird. Laut Prof. Rachel Pownall liegt die Beurteilung dieses Wagnisses bei einer Umfrage weit unter dem Risiko des Erwerbs von Anleihen, Gold oder Aktien. Neben Diebstahl und Versicherungsschäden sind vor allem die Wertschwankungen von Kunstwerken ein Problem, besonders dann, wenn man den Erlös von einem Kunstwerk dringend benötigen würde, aber dazu nicht die Möglichkeit hat dieses zu verkaufen, weil das Werk auf dem Markt gerade keinen oder nicht den erhofften Preis bringt.
Trotz raschem Zugriff auf Informationen im Internet ist der potentielle Kunstsammler vor Fehlkäufen nicht gefeit. Er muss zwischen echt und falsch unterscheiden können, den Zustand sowie den Preis eines Werkes beurteilen können. Wenn die Expertise fehlt, dann kann der Kunstkauf schnell misslingen. Man ist dann zumindest an Erfahrung reicher.
Eine weitere Gefahr besteht darin, bei jedem Trend mitzumachen. „Ein Wahnsinnger folgt einem anderen und es entsteht schnell eine Blase, die leicht zerplatzen kann“, meint Fabian Bocart. Das beste Beispiel ist der boomende, aber noch sehr volatile chinesische Markt. Clare Mc Andrew spricht von einem weltweiten Marktanteil von 30%. Chinesische Käufer „investieren“ in zeitgenössische Kunst, aber Quantität ist nicht gleich Qualität und was heute „in“ ist kann morgen schnell „out“ sein. Man folgt der Mode aber nicht dem eigenen Geschmack.
Wie kann man sich absichern?
Fabian Bocart rät zur Diversifikation. Ein Teil Moderne, ein Teil Alte Meister, ein Teil Impressionisten. „Wenn Warhol nicht geht, dann geht Canaletto, ein Künstler geht immer. Man minimiert die Verluste und hat auf jeden Fall einen Gewinn“. Diese Strategie ist nicht neu, dennoch ist auch hier Expertise gefragt. Vor allem sollte man sich mit den gewünschten Künstlern in den einzelnen Sparten befassen: „ Wenn man Kunst quasi blind und nur nach Namen kauft geht das garantiert schief“, sagt Patrice Morandel. Denn der Name allein ist noch keine Garantie für einen guten Kauf. Zu vielschichtig sind Kriterien, die man dabei beachten muss. Auch der beste Experte ist nicht auf allen Gebieten firm. Philipp Hoffmann, der bei Kunst ausschliesslich auf Investment setzt, arbeitet in seiner Fine Art Fund Group mit einer Reihe von namhaften Händlern und Beratern, die seit Jahren auf ihrem Gebiet Spezialisten sind, zusammen.
Warum Kunst und nicht Aktien?
Prof. Pownall stellt fest, dass mit wachsendem Vermögen, das Bedürfnis nach Mehrwert weniger in der Anhäufung von zusätzlichen Geldmitteln zu erfüllen versucht wird, sondern in der Befriedigung verschiedener persönlicher Bedürfnisse: Zum einen geht es um das haptische aber auch emotionale Erlebnis, das „to get in touch with the artwork“ (Pownall), das man mit z.B. Aktien so nicht haben kann. Zum anderen ist gerade in letzten Jahren die Akzeptanz des Sammelns stark gestiegen. Kunst wird zum Statussymbol und das Sammeln von Kunst zu einer Vereinbarung kultureller Werte. Man denke nur an die Gemälde von Vincent van Gogh, die er zu Lebzeiten gegen ein paar Eier bei einem Bauern eintauschte –wir wissen was sie heute wert sind…
Es ist schlussendlich alles eine Frage der Strategie
Kunst sammeln ist eine Frage der persönlichen Strategie und eng mit der Persönlichkeit des Sammlers verbunden. Wer das hohe Risiko sucht , der wird mit zeitgenössischer Kunst arbeiten. Bei einer konservativeren Haltung wird man eher auf das 19. Jahrhundert oder auf Alte Meister zurückgreifen.
Oder man kauft Kunst, ausschliesslich weil man sich daran erfreuen möchte. Antwort auf die Frage, wie man jetzt eigentlich vorgehen soll, formuliert Jane Dalley in Ihrer Zusammenfassung des Symposiums so: „ Buy what you love, buy the best you can, and buy something someone else would eventually like“. Und das kann ich nur unterschreiben.
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