Die TEFAF in Maastricht hat gerade wieder ihre Pforten geschlossen. Pünktlich zum Termin veröffentlichte Dr. Clare Mc Andrew ihren mittlerweile zur Tradition gewordenen Art Market Report. Wie sind die Tendenzen?
Nein, 2015 war nicht ein Jahr der Rekorde: Der weltweite Umsatz für Kunst ist laut Art Market Report um 7% von 68,2 auf 63,8 Milliarden US Dollar zurückgegangen. An erster Stelle befindet sich nach wie vor die USA mit 43% gefolgt von Grossbritannien mit 21%, China mit 19%, in Europa hat Frankreich nach den Briten den höchsten Anteil mit 6%.
Das Land über dem grossen Teich bleibt Dreh- und Angelpunkt für die weiterhin im Trend liegende zeitgenössische Kunst, die einen weltweiten Marktanteil von 46% hat.
Die Verkäufe über 10 Millionen Dollar sind am erfolgreichsten. Die HNWI’s geben nach wie vor gerne Geld für Kunst aus. Laut Studie erfuhren die Verkäufe in diesen Preisregionen eine Steigerung von 1000% in den letzten 10 Jahren.
Gemessen an der Anzahl der Verkäufe ist das Segment zwischen 1 Million und 10 Millionen Dollar in einem Zeitraum von 10 Jahren (2005-2015) am zweitstärksten mit 400% gewachsen.
Diese starken Prozentzahlen relativieren sich, wenn man weiss, dass:
- Es lediglich 1% der weltweit angebotenen Künstler und deren Werke sind, die es über die 1 Millionen Hürde schaffen
- und genau 0,1%, als ca. 81 Künstler und deren Werke sind, die sich über 10 Millionen bewegen.
Die moderne Kunst hat immerhin einen Anteil von 30% und bleibt der zweitbeliebteste Sektor auf dem Markt, gefolgt von den Impressionisten und Post Impressionisten mit 13% . Die Alten Meister sind mit 9% vertreten. In dieser Studie teilt sich das 19. Jahrhundert zwischen den Impressionisten und den Alten Meistern auf. (Ab und vor 1840).
Die Schlagzeilen werden von den Highlights und Rekorden gefüllt. Der Kunstmarkt wird jedoch in erster Linie von Werken unter 50 000 USD betritten, in Zahlen sind das ganze 90%.
Rückläufigkeit in den Sektoren
Während sich die moderne Kunst mit einem Minus von 1% der Verkäufe an Auktionen stabil hält, sind es bei den Impressionisten und Post Impressionisten bereits 18% und bei den Alten Meistern sind es ganze 33%. Die Auktionsverkäufe (Alle Sparten inkl Zeitgenossen) sollen um 14% zurückgegangen sein.
Man kann den vollständigen Art Market Report bestellen. Oder Sie können einige Zahlen und Statistiken zum Beispiel in der Zeitschrift Le Monde oder im Kunstmagazin Artnet nachlesen.
Ist jetzt Pessimismus angebracht?
Es kann nicht nur Rekorde geben: Die Rückläufigkeit mancher Sparten liegt unter anderem daran, dass die Käufer kritischer geworden sind. Beim Kauf legen sie mehr Gewicht auf Zustand und Qualität. Die zum Teil überhöhten Preise für manche Künstler in Auktionen und im Handel sind moderater und somit leistbarer geworden sind. Für Käufer hat diese Entwicklung durchaus ihr Gutes.
Nicht alles was verkauft wird, wird automatisch publiziert. Während die “Zeitgenossen” sehr gerne ihre Käufe und Sammlungen in der Öffentlichkeit zeigen, sind die Händler und Sammler Alter Meister um Einiges diskreter.
Viele der zeitgenössischen “angesagten” Künstler leben noch und können regelmässig für neue Werke sorgen. Der “Nachschub” der älteren Sparten (Moderne, Post- und Impressionisten, Alte Meister) ist von Natur aus begrenzt. 1) Vieles ist relativ: “The most expensive Art is rarely the best Art” wie das der “Art Market Monitor” in seinem sehr lesenswerten Artikel richtig schreibt. Häufig verkaufte Künstler (der Mode entsprechend) müssen nicht automatisch gut sein und Künstler die nicht oder wenig aufscheinen automatisch schlecht. Schlussendlich muss der Sammler/Käufer immer am anderen Ende der Statistik, am Werk oder Künstler selbst beginnen.
Es ist an sich nicht Neues, dass sich der Kunstmarkt verändert und er kann nicht immer wachsen. Pessimismus ist also nicht angebracht. Allen Trends zum Trotz sah der Besucher gerade auf der TEFAF eine Vielseitigkeit der Sparten quer durch Gattungen und Jahrhunderte in sehr guter bis sehr hoher Qualität. Schlussendlich sollte man in erster Linie einem Trend folgen: seinem Eigenen.
- Es sei denn, der Künstler war ausserordentlich produktiv: “Les échos” , berichtet von Picasso, dass 2015 acht Werke des Spaniers pro Tag verkauft wurden. (Allerdings Graphiken und Arbeiten in Keramik eingeschlossen).
Folgender Artikel könnte Sie auch interessieren:
TEFAF IN MAASTRICHT: Kunstmarkt Trends und der Sammler in der Öffentlichkeit.
Foto: Janine Arnold
Share this post:
Follow Notes about Art: