Wenn in der Provenienz oder der Literaturangabe eines impressionistischen Gemäldes der Name Durand-Ruel aufscheint, ist das ein gutes Zeichen: Paul Durand-Ruel (1831-1922) war der erste Galerist, der das Potential der noch jungen Kunstströmung erkannte. Nicht wenige Bilder sind durch seine Hände gegangen.
Die Ausstellung “Inventing Impressionism” der National Gallery in London, als zweite Station der Reise 1), öffnet am 4. März 2015 ihre Pforten. Sie ist nicht nur eine Präsentation noch nie oder selten gezeigten Werke impressionistischer Künstler, sondern wirf auch einen persönlichen Blick auf den umtriebigen Pariser Unternehmer und seiner Pionierarbeit.
Seine Geschäftstätigkeit war sehr ungewöhnlich für seine Zeit, um “seine” Künstler wertschöpfend im im künstlerischen wie wörtichen Sinn zu vermarkten:
- Er nahm seine Künstler unter Vertrag und zahlte ihnen einen Monatslohn, damit sie in Ruhe arbeiten konnten.
- Anstatt der üblichen Gruppenaustellungen zeigte er seine Künstler nun in Einzelausstellungen.
- Neben seinem Pariser Geschäft gründete er Filialen in London, Brüssel und New York.
- Zusätzlich veranstaltete er international zahlreiche Ausstellungen, die allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt waren.
- Ein Novum war auch die Präsentation der Werke: Durand-Ruel hängte die Arbeiten nicht mehr flächendeckend an die Wand, sondern gut beleuchtet, auf Augenhöhe, nebeneinader, damit der potentielle Käufer die Arbeiten besser sehen konnte. Er legte damit den Grundstein für viele kommenden Galeristen, allen voran Paul und Bruno Cassirer oder Daniel-Henry Kahnweiler, dem Händler von Picasso.
- Er lieferte die Werke seiner Künstler in Auktionen ein oder kaufte manche Gemälde wieder zurück, um sie ein zweitel Mal mit Gewinn zu verkaufen. Der Erfolg liess lange auf sich warten:Finanziell waren seine Projekte bis Mitte der 1880er Jahre eine Gratwanderung: das eine oder andere Mal schlitterte er nur knapp am Konkurs vorbei. Durch die richtigen Kontakte und das Ausweiten seines Netzwerkes kam jedoch ab 1886 für “seine” Impressionisten in den U.S.A. der Durchbruch.
Die Grössenordung der Tätigkeit Durand-Ruels wird einem durch die nackten Zahlen bewusst: “Zwischen 1891 und 1922 kaufte der Galerist um die 12 000 Bilder, davon ca. 1000 Monets und ungefähr 1500 Renoirs, 800 Pissarros…und 400 Mary Cassatts” unter anderen.
Die Archives Paul Durand-Ruel in Paris gibt es noch heute: Sie bewahren die Dokumente der Galerie, Ausstellungskataloge, Rechnungen, Verträge sowie Fotomaterial der Künstler, Kunstwerke und der Familie Durand- Ruel auf. Das Archiv beantwortet Rechercheanfragen nach schriftlicher Kontaktaufnahme.
Die Ausstellung ist ab 4. März 2015 bis 31 Mai in der National Gallery in London oder vom 24. Juni bis zum 13. September 2015 im Philadelphia Museum of Art .
Wer die Möglichkeit hat, sollte sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen.
Weitere Artikel zu Paul Durand-Ruel und der Ausstellung finden Sie im Wall Street Journal.
1) Die erste Station war das Musee du Luxembourg in Paris.
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