Die Küche ist der beste Ort für einen Fälscher: sie bietet alles, was man für dieses Handwerk braucht: Ei, Mehl, Kaffee, einen Ausguss und einen Abfalleimer, denn „wie der Engländer sagt: nicht jedes Entlein wird zum Schwan.“
Der Engländer Eric Hebborn weiss wovon er spricht: Er ist Absolvent der Royal Academy, verfügt über ein fundiertes kunsthistorisches und technisches Wissen, dass er grosszügig in humorig-schlitzorigen Ausführungen in diesem Buch weitergibt. Dabei befindet er sich bester Gesellschaft:
Gefälscht und kopiert wird seit der Antike und niemand hätte wohl ein Problem eine „echte Fälschung“ von Michelangelo zu Hause zu haben. Dieses indirekte Anknüpfung von seinen Arbeiten an die Kunstgeschichte, verbunden mit zahlreichen Anekdoten, überrascht zuweilen und lässt die „Kunst“ Hebborns in einem milderen Licht erscheinen: Kopie oder nicht Kopie, Fälschung oder nicht – es ist vielfach eine Frage der Bewertung und der Perspektive.
Denn mit seinen seinen Arbeiten bewegt er sich dabei immer in einer Grauzone: Er berechnet seine Werke nach Arbeitszeit und verwendetem Material. Die Zuschreibung seiner Werke überlässt er anderen, seinen „Marketing Partnern“: Dem Auktionator, der für Nichts garantiert, dem Kunsthändler, der es besser weiss oder der Experte der die Kompetenz hat, die Werke einem Künstler zu oder abzuschreiben.
Das Buch gibt einen guten Einblick in die Arbeitsweise eines Fälschers: Die präzisen, mitunter sehr technischen Ausführungen schärfen den Blick des Lesers und zeigen ihm, was alles möglich sein kann. Wertvoll fand ich die zahlreichen Abbildungen an Hand von denen man “echte Hebborns” mit Alten Meistern vergleichen kann. Eine Tatsache wird einem durch das Lesen dieses Buches bewusst gemacht: Kopien (keine Fälschungen) sind nicht unbedingt schlechter wie das Original, wenn sie von einem bekannten Künstler angefertigt wurden. Nicht nur der Entwurf sondern auch der Namen macht’s: So manche Kopie, stammt sie von einem bekannten Künstler, ist dann mehr Wert wie der ursprüngliche Entwurf.
Hebborn hat sich mit diesem Buch ein Denkmal gesetzt, dessen Erfolg er nicht mehr auskosten konnte, nachdem er aus ungeklärten Gründen 1996 ums Leben kam.
Dem Leser wird eine vergnügliche, sehr informative Lektüre geboten, deren Nachahmung jedoch abgeraten wird.
Eric Hebborn
Kunstfläschers Handbuch
Dumont Verlag, Köln 1999 und 2003.
Englischer Original Titel:
The Art Forger’s Handbook
Archeus Fine Art, London 1997
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