Fälschung oder nicht Fälschung? Eine Ausstellung im Art Institute in Detroit

Das Art Institute in Detroit besitzt rund 60 000 Objekte, die es in den 125 Jahren seiner Existenz gesammelt hat. 6000 davon werden gezeigt, die anderen Objekte befinden sich im Depot, manchmal aus gutem Grund: Trotz aller Präzision, die man bei Aufnahme der Objekte, sei es durch Schenkung, sei es durch Ankauf anwendete, befindet sich in der Sammlung die eine oder andere Fälschung oder die eine oder andere Zuschreibung.

Wie wäre es nun, wenn man diese Objekte, die man sonst nur im Depot aufbewahrt,  noch einmal genauer untersucht und in einer Ausstellung zusammenführt?

Die Ausstellung “Fakes, Forgeries and Mysteries”, die 2010 stattfand, war keine Selbstverständlichkeit, hätte doch der Ruf des Museums darunter leiden können. Aber das Projekt leistete echte Aufklärungsarbeit zeigte unter anderem wie eine Fälschung aussehen kann und dass nicht alles, was wie eine Fälschung aussieht, auch eine solche ist.

Im ersten Film kommentiert der Direktor Graham W.J. Beal die Ausstellung: Er unterscheidet Fake: Die klassische Fälschung in Täuschungsabsicht, Forgergy: ist ein Werk, dass von einem Künstler geschaffen wurde, aber einem anderen meist besseren Künstler zugeschrieben wird, und die Mysteries: Unsignierte Werke, deren Urheber man nicht kennt. 1) Man sieht unter anderem eine “Da Vinci” Zeichnung, die nicht vom Meister stammt, aber dennoch keine Fälschung ist und die Geschichte eines “echten” Rembrandts aus dem 19. Jahrhundert: Neben Objekten aus Adelsbesitz waren Werke von Rembrandt  ein “Must Have” in jeder guten Sammlung, die etwas auf sich hielt… Da die Nachfrage sehr gross war, wurde das Werk Rembrandts ein wenig “ergänzt”.  Aus heutiger Perspektive, ist es klar, dass das besagte Gemälde kein Rembrandt ist, aber die Erfahrung war im 19. Jahrhundert eine andere.

Eine Reihe von kurzen Podcasts, zeigen ausserdem noch weitere Beispiele, es sind:

  • Echtes Bild aber falsche Signatur: Wie aus einem “Monet” ein echter Alfred East wurde.
  • Zu schön um wahr zu sein: Das Relief aus dem Ptolämäischen Tempel des Nil Delta…
  • Ein weibliches Renaissance-Portrait mit Zink
  • Rembrandt oder nicht? Das Portrait eines Jünglings.

Je nach Fragestellung unterschiedliche Untersuchungsmethoden

Die Untersuchung eines jeden Objektes erfordert verschiedene Herangehensweisen, die jedoch nebeneinander gleichberechtigt sind. Der Kurator der Ausstellung, Dr. Salvador Salort-Pons nennt in einem Interview mit der Association for research into crimes against art mindestens drei: 1) Die des Kurators mit seinen Kunstwissenschaftlichen Recherchen in Bibliotheken und Archiven, aber auch dessen Intuition eines erfahrenen Auges bei der Begutachtung von Originalen.  Und natürlich die Arbeit der 2)  Restauratoren und  3) Wissenschaftler für die technischen Materialanalysen.

Alles mit Mass und Ziel

Es mag sein, dass diese Vorgehensweisen nicht neu sind, aber die Beispiele zeigen, dass in vielen Fällen an Hand von sehr konkreten Merkmalen am Objekt und der heutigen Erfahrung sehr vieles geklärt werden kann. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Disziplinen sind nicht nur hilfreich sondern auch notwendig.

Ob Museum, Kunsthandel oder Privatsammlung: Man sollte jedoch immer mit den geeigneten Mitteln arbeiten und nur im Notfall, wenn der akute Verdacht der Fälschung besteht, eine technische Untersuchung veranlassen, um das Objekt zu schonen, wie das auch Prof. Dr. Henry Keazor im Interview mit der Gerda Henkel Stiftung zum Thema “Kunstfälschung in der Kunstgeschichte” im Dezember 2012 fordert. Die Technik allein kann das erfahrene Auge jedoch nicht ersetzen: Als der ehemalige Direktor des Louvre, Pierre Rosenberg, beim Besuch vom Art Institute Detroit vor einem Herrenportrait aus dem 17. Jahrhundert in ausgezeichneter malerischer Qualität aber ohne Zuschreibung stand, meinte er: “Ich wusste gar nicht, dass ihr einen Frans Pourbus, den Jüngeren (1569-1622)  habt!” 2) Der Direktor des Art Institute Detroit, Graham W.J. Beal meinte darauf hin: “Wir auch nicht”.

 

 

1) Es gibt da noch einige Nuancen dazwischen.

2) Pierre Rosenberg gilt als Experte des Künstlers.

 

 

 

 

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