Amazons Kunstportal: Schräge Kommentare, Erste Erfahrungswerte und Gefahren

Bereits 40 000 Werke, von 4500 Künstlern sind jetzt auf dem neu gegründeten Kunstportal  seit 2 Wochen online. Man kann benutzerfreundlich nach Farben, Künstlern, Technik oder  Preis recherchieren.

“Interessante” Kommentare

Das Amazon nicht als Kunstportal geboren wurde, merkt man spätestens bei den teilweise sehr erheiternden “consumer reviews”, die besonders bei hochpreisigeren Werken zu lesen sind, wie: …“I’m worried that the artwork has had several owners before me….” das unter einem Portrait des Sohnes von 1868 von Claude Monet (1840-1926),  gepostet wurde. Diese und andere Perlen kann man in dem Artikel vom Businessinsider vom 7. August lesen sowie auf der Seite selbst, die davon einen reichen Fundus bietet. Die Kommentare, die in der Regel von Nicht-Käufern gepostet wurden, kann man bei potentiellem Interesse an einem Werk getrost ignorieren.

Ist ein Kunstwerk ein “Produkt”?

Das noch so einiges auf dem neuen Portal hakt, stellt Danielle Rahm in ihrem lesenswerten Artikel  “The real risk of buying fine art in amazons new online art marketplace” im Forbes Magazine fest. Sie berichtet von ihrem, wegen $18,71 an der “Kasse” gescheiterten Versuch, ein Gemälde für 4 Millionen USD zu kaufen. Beim Durchforsten des neuen “Warenangebots” macht sie folgende Beobachtungen:
  • Bei höherpreisigen Werken fehlen oft zusätzliche Angaben wie Literatur, Provenance, eventuell erforderliche Gutachten eines bestimmten Experten. Bei Druckgraphiken wird häufig die Auflage nicht angeben.
  • Zustandsberichte sind selten angeführt. 1)
  • Die Rückgabemodalitäten sind nicht klar genug formuliert.
  • Der Kauf “per anoymen Knopfdruck” von zu Hause aus senkt zwar die Hemmschwelle, kann aber teuer kommen, wenn der vielleicht unerfahrene Kunde nicht weiss, was er kauft, oder er nicht weiss welche Fragen er stellen sollte: “However, in the nonchalant and commoditized art marketplace Amazon has created, purchases are as easy as a click of a button – and both connoisseurship and common sense could easily get thrown out the window.”
Kunst ist mehr wie ein “Produkt”, es ist ein Investment” 2). Man sollte schon wissen, was man kauft. Es macht immer Sinn (nicht nur bei Amazon), Kontakt mit dem Verkäufer aufzunehmen: Erkundigen Sie sich nach Rückgabemodalitäten, den Zustand des Objektes, evtl nach Informationen zum Künstler oder der Höhe der Auflage..etc, wenn diese nicht klar ist. Ein Experte Ihres Vertrauens kann Sie gegebenenfalls beim Kauf (oder Überlegung zum Kauf) eines Werkes unterstützen.

Immerhin Amazon will sein neuestes Baby auf solide Beine stellen und bespielt seine Plattform wie angekündigt nur mit etablierten Galerien. Wie sich der Zögling entwickelt und in welche Richtung er geht, wird sich zeigen: Hochwertige Werke im z.B. sechs- oder siebenstelligen Bereich sind auf dem Portal nur wenige zu finden. Der Kontext mit Rasenmähern (wenn auch in einer separaten Abteilung) und den eher witzigen “Consumer Reviews” mit einem dadurch ungewolltem viralen Effekt könnte auch viele potentielle Verkäufer abschrecken. Der Grossteil des Angebots liegt derzeit eher im günstigen Preissegment mit sehr viel zeitgenössischer Druckgraphik ab 250 USD. Amazon wird wohl noch einiges an seinem Angebot verbessern müssen, bevor auf dem Portal das “Produkt” zum Kunstwerk wird. An der Kommentarfuntion könnte man jedenfalls noch arbeiten.

1) Es ist durchaus üblich, dass Zustandsberichte bei Werken auf Kunstportalen oder Galeriewebseiten nicht immer angegeben sind. Nachfragen sollte man auf jeden Fall vor dem Kauf.

2) Danielle Rahm

 

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