Wussten Sie, dass Lavinia Fontana (1552-1614) als Malerin so erfolgreich war, dass sie ihre Familie ernährte und ihr Mann den Haushalt führte?
Eine künstlerische Karriere war für Frauen alles andere als selbstverständlich. Sie waren nicht weniger talentiert wie Männer. Oft waren sie innovativer und erfolgreicher. Dennoch kennt man im Vergleich zu ihren Kollegen so wenige von ihnen. Aber Kunst als Beruf war meist Männersache. Für Damen der Gesellschaft gehörte ein wenig künstlerische Betätigung zum guten Ton. Wenn sie Glück hatten, war ein Familienmitglied, Vater oder Bruder, Künstler und so hatten sie die Möglichkeit eine gute Ausbildung zu bekommen. Oder sie mussten Privatunterrricht bei einem anderen Künstler nehmen. Aber der Unterricht an derKunstakademie war lange, bis auf einige wenige Ausnahmen, Männern vorbehalten. Nicht dass es den Frauen verboten war, aber man liess sie einfach nicht zu.
Aber diejenigen, die wirklich wollten, setzten ihren Berufswunsch durch. Die Kunsthistorikerin Debra M. Mancoff skizziert die Biografien von 60 Künstlerinnen von der Renaissance bis heute, die ihren ganz eigenen Weg gegangen sind. Nach einer ausführlichen Einleitung ist das Buch in 5 thematische Kapitel unterteilt, in denen die einzelnen Künstlerinnen mit einem ihrer Werke vorgestellt werden. Der Fokus wird auf das Besondere im Werk, die einzigartige Ikonographie oder den zuweilen den “weiblichen Blick” im Kontext der Geschichte und Umfeld der Künstlerin gelegt. Wie etwa die Französin Rosa Bonheur, die mit Kleintier “typisch weiblichen Motiven” wie Schmetterlinge oder Vögel nichts anfangen konnte und es lieber mit den grossen Tieren, etwa Kühe oder Pferde hielt, was für ihre Zeit vollkommen unüblich war.
Die Texte sind kurz, jedes Wort ist an seinem Platz. Und man hat nach der Lektüre das Gefühl, dass man die Künstlerin und ihr Werk ein bisschen besser verstanden hat. Das Buch lädt zum aufmerksamen Schauen ein, um immer wieder neue Details zu entdecken. Selbst für “Wissende” wird es den einen oder anderen “Aha” Effekt geben. Wenn man so ein Buch schreibt, muss man wohl immer eine Auswahl treffen und man merkt den angloamerikanischen Hintergrund der Autorin, sind doch 25-30% besonders der modernen und zeitgenössischen Künstlerinnen aus dem amerikanischen Raum.
Das Buch ist ein hochwertig gestaltetes, gut rechercheriertes Coffeetable Buch, in dem man immer wieder gerne blättert. Man bekommt Kunstwissen in kleinen, wohlschmeckenden Häppchen. Wer mehr wissen möchte, kann auf die umfassenden Anmerkungen und die Bibliographie am Ende des Buches zurückgreifen. Oder er wartet auf das vielleicht nächste Buch der Autorin. Einige Künstlerinnen gibt es ja noch.
Und die Künstlerinnen? Die Kunst an sich haben sie nicht verändert. Aber sie haben mit ihren kleinen oder grösseren Revolutionen ihren Kolleginnen den Weg geebnet.
Debra M. Mancoff, Frauen, die die Kunst veränderten, Prestel Verlag 2012
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