Es ist ein „Geistermuseum“ nur virtuell besuchbar und auf Zeit: Es wird genauso verschwinden, wie die Werke, von denen es nurmehr Fotos, Dokumente und die Erinnerung gibt. Dennoch hinterlassen sie Spuren und sie haben unsere Geschichte mitgeschrieben. Jennifer Mundy, Kuratorin der „Gallery of Lost Art“ in der Tate Gallery sagt dazu: “Art history tends to be the history of what has survived. But loss has shaped our sense of art’s history in ways that we are often not aware of.”
Zensur, Zerstörung oder künstlerische Intention, die Geschichten sind ganz unterschiedlich: Eine 2 Tonnen Bronzeskulptur von Henry Moore ist unauffindbar. Eine Goya Radierung aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde von den Künstlern Jake and Dinos Chapman gekauft und übermalt. Der Schweizer Künstler Jean Tinguely programmierte seine Machinen in den 60er Jahren so, dass sie sich binnen 28 Minuten selbst zerstören sollten. Oder einfach, weil sie dem Künstler nicht wichtig waren, wie die Papierskulpturen, die George Braque als räumliche Vorstudien zu seinen kubistischen Gemälden benützte und dann einfach wegwarf.
Die Geschichte zum Foto: Georges Braque, waste paper
Die Ausstellung ist wie ein grosses Lagerhaus konzipiert, unterteilt mit Klebestreifen und Kreide in einzelne Sektionen, je nach Art des Verlustes. Der Besucher bewegt sich zwischen den Zeugnissen, die von den Kunstwerken übriggeblieben sind. Die Tate Gallery dokumentiert diese Werke mittels Film, Blogs Essays und Fotos und untersucht die manchmal banalen, manchmal ungewöhnlichen Gründe für ihr verschwinden. Das Projekt begann mit 20 Werken und dauert ein Jahr, von Juli 2012 bis Juli 2013. Jede Woche kommt ein neues Werk hinzu.
Unabhängig von dieser Ausstellung, nicht virtuell aber gleichen Thema, mit einer zeitlich grösseren Bandreite, möchte ich Ihnen noch das Buch von Céline Delavaux, “The impossible Museum: The Best Art You’ll never See”, empfehlen, das im Randomhouse Verlag erschienen ist.
Hier geht es zur Ausstellung:
https://www.facebook.com/GalleryOfLostArt.
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