Wenn Touristen das Neue Schloss von Friedrich II (1712-1786) in Potsdam besuchen, sind die wertvollsten Objekte im Raum nicht auf Augenhöhe, etwa die Gemälde und Antiquitäten, für die sich der König begeistern konnte; dafür muss man schon den Blick an die Decke richten: Es ist der Kronleuchter. 3000 Taler kostete so ein Leuchter im Schnitt. Das ist mehr als ein guter Komponist wie Carl Philipp Emmanuel Bach mit 300 Talern –im Jahr – verdiente. Allein die Kerzen aus Bienenwachs waren so wertvoll, dass sie nur vom Silberkämmerer herausgegeben werden durften. Verwendung fanden diese Luster nur zu besonderen Gelegenheiten.
Solche Leuchter waren häufig aus geschliffenem Glas oder sogar Bergkristall, Materialien, die das Licht teilten und brachen. Dr. Christiane Schillig berichtet im Magazin Monumente-online dass Frankreich 1661 mit dem Beginn der Regentschaft von Ludwig dem XIV nach Italien “zum Land der Lüster wurde”. Dem neuen Trend entsprechend, importierte Friedrich II seine Kronleuchter zuerst aus Frankreich, um sie später in heimischer Produktion kopieren zu lassen. Mit der Demonstration von Prunk, Licht und Glanz als Zeichen von Macht knüpfte der Monarch an die Tradition des Sonnenkönigs an.
Aber wie leuchtet so ein Raum, wenn alle Kerzen brennen? In Potsdam machte man die Probe zum Exempel und zündete alle Kerzen im Rahmen einer Dokumentation von 3sat an (letzte Ausstrahlung 28. Januar 2012) im Konzertzimmer des Neuen Schlosses an. Das Ergebnis war verblüffend: Die Techniker massen in dem feierlich erleuchteten Raum lediglich 5 Lux. Die Kronleuchter und Wandleuchter waren in erster Linie Kunst, Glanz und Repräsentationsobjekte, während hauptsächlich die Tischleuchter für die nötige Helligkeit sorgten.
Leider kann ich diese 28 Minuten dauernde Dokumentation, “Das Licht des Königs”, ein Film von Andreas Lehmann, Erstausstrahlung vom 2. Dezember 2009, 21 Uhr im 3sat, und 28. Januar 2012 nur verlinken und nicht einbinden. Es gibt noch eine kürzere 10 minütige Version. Man erfährt vieles zu Friedrich II, dem Neuen Schloss in Potsdam, zur Kulturgeschichte Kronleuchters und der Beleuchtung.
Foto: Adolph Menzel, das Flötenkonzert Friedrich der Grosse in Sans Souci, 1850-52, Alte National Galerie, Berlin. Quelle: Wikipedia, gemeinfrei.
Weitere Artikel zu Kronleuchtern:
Dr. Käthe Klappenbach, “Festliches Licht” in www.langsameslicht.com
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